Bildungsmonitoring

Wie entwickelt sich die Bildung im Burgenlandkreis? Welche Stärken und Entwicklungspotentiale gibt es, welche Schwächen und Herausforderungen müssen angegangen werden? Die Aufgabe des Bildungsmonitorings ist es, die Bildungssituation im Burgenlandkreis im Blick zu behalten. Dafür werden Daten zu verschiedenen Bildungsbereichen wie zur frühen Bildung, Schulbildung oder Erwachsenenbildung zusammengetragen oder selbst erhoben. Anschließend werden die Daten aufbereitet und analysiert. Dadurch wissen wir mehr über die Bildung vor Ort und können Entscheidungen auf der Grundlage von Fakten treffen und nicht bloß aus dem Bauch heraus.

Um die Daten zu präsentieren, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Durch das Bildungsmonitoring sind zum Beispiel Analysen zu verschiedenen Themenschwerpunkten entstanden und ein Bildungsbericht, der einen umfassenden Überblick über die Bildung im Burgenlandkreis gibt.

Burgenlandkreis veröffentlicht ersten Bildungsbericht

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Der Burgenlandkreis hat als erster Landkreis einen Bildungsbericht. Dieser wird von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Caroline Rudolph (m.) gemeinsam mit Landrat Götz Ulrich (r.), dem Vorsitzenden des Bildungsausschusses, Wilmar Kabisch (l.) sowie Dezernenten und Amtsleitern präsentiert.

Als erster Landkreis in Sachsen-Anhalt hat der Burgenlandkreis am 18. September 2017 einen umfassenden Bericht über seine Bildungslandschaft veröffentlicht. Darin werden grundlegende Daten über die verschiedenen Bildungsbereiche, von der frühkindlichen Bildung bis zur Bildung im Erwachsenenalter einschließlich non-formaler Bildungsangebote, zusammenfassend abgebildet und analysiert. Die dem Bericht zugrundeliegenden Daten entstammen aus unterschiedlichen Datenquellen, sind nach verschiedenen Merkmalen untergliedert und werden sowohl bezogen auf den Landkreis als auch auf Landesdurchschnittswerte dargestellt. 

Landrat Götz Ulrich: „Mit dem ersten Bildungsbericht des Burgenlandkreises liefern wir einen umfassenden Überblick über unsere Bildungslandschaft. Er bildet den Auftakt für eine regelmäßig wiederkehrende Bildungsberichterstattung. Damit bekommen Kreistag und Landratsamt eine sichere Datengrundlage für Entscheidungen zur Verbesserung der Bildungsstrukturen.“

Ziel soll es sein, die Bildungschancen der Einwohner im Burgenlandkreis zu erhöhen und einen Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit zu leisten. Dazu soll im Burgenlandkreis eine aufeinander abgestimmte Bildungslandschaft mit passenden Bildungsangeboten für die hier lebenden Menschen geschaffen werden.

Die Ziele sollen mit dem Aufbau eines „datenbasiertes kommunales Bildungsmanagement“ erreicht werden. So sollen dadurch nachhaltige Kooperationsstrukturen zwischen den Bildungsakteuren etabliert sowie Stärken und Schwächen im lokalen Bildungsgeschehen identifiziert werden. Zur Steuerung bildungspolitischer Entscheidungen werden die Daten im Rahmen des Bildungsmonitorings herausgearbeitet. Die daraus gewonnenen Informationen werden im Bildungsbericht einer breiten Öffentlichkeit gebündelt zugänglich gemacht.

Gleichzeitig bildet der Bericht Entwicklungen im Bildungsgeschehen ab und vergleicht die Situation im Landkreis mit der des Landes Sachsen-Anhalt. So unter anderem im Bereich der Kinderbetreuung. Durch eine relativ hohe Betreuungsquote gibt es im Burgenlandkreis bereits eine breite Inanspruchnahme an frühkindlichen Bildungsangeboten. Für Ursula Kühn, Leiterin des Jugendamtes Burgenlandkreis, „eine gute Grundlage, um die Qualität frühkindlicher Bildung verstärkt in den Blick zu nehmen. Hier arbeiten die Einrichtungsträger und das Jugendamt bereits eng zusammen.“

Dafür spricht auch, dass der Anteil der Kinder, bei denen zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchung Sprachtherapiebedarfe festgestellt wurden, im Jahr 2016 mit rund 31 % deutlich über der landesweiten Quote von 23 % lag. „Es ist wichtig, dass wir die lokalen Handlungsbedarfe erkennen, im Gespräch mit Experten darüber diskutieren sowie gemeinsam Maßnahmen und tragfähige Lösungsstrategien zur Weiterentwicklung der Bildungslandschaft erarbeiten“, so Wilmar Kabisch, Vorsitzender des Bildungsausschusses des Burgenlandkreises. Die Gestaltung des Übergangs von der Kita in die Grundschule bzw. von der Schule in den Beruf, die Integration Neuzugewanderter durch Bildung und das weitere Senken der Schulabbrecherquote sind mögliche Handlungsfelder.

Der Bericht zeigt auch auf, dass sich die Situation der Schulabsolventen mit Allgemeiner Hochschulreife günstiger darstellt als im Landesdurchschnitt. Ebenso sank der Anteil von Schülern ohne Hauptschulabschluss zum Ende des Schuljahres 2015/16 auf 8,9 % und somit unter den Vorjahreswert bzw. den Landesdurchschnitt.

Neben formaler Bildung, die in der Schule oder im Rahmen einer Ausbildung stattfindet, wurden auch ausschnittsweise non-formale Bildungsangebote dargestellt Diese sind jedoch sehr vielfältig und sollen in den folgenden Berichten noch genauer untersucht und dargestellt werden.


 

Zentrale Befunde des Bildungsberichts

1.     Die Bevölkerung im Burgenlandkreis sinkt und wandelt sich in ihrer Altersstruktur

In den letzten 15 Jahren (2000 bis 2015) reduzierte sich die Bevölkerung um 38.181 Einwohner auf 184.081 (-17,2 %). Laut der aktuellen 6. regionalisierten Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt (von 2016) wird die Bevölkerung auch weiterhin sinken. Von 2015 bis 2030 wird ein Bevölkerungsrückgang um 26.773 Personen (-14,5 %) prognostiziert. Die Altersstruktur wird sich verändern: Der Anteil der über 65-Jährigen Bevölkerung wird steigen, hingegen der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sowie im Kindes- und Jugendalter langfristig zurückgehen wird.  

2.     Hohe Inanspruchnahme frühkindlicher Bildungsangebote

Stand zum 01.03.2016: 59,2 % bei den unter 3-Jährigen und 97,2 % bei den 3 bis unter 6-jährigen Kindern. Landesweit betrug die Quote 57,0 % bei den unter 3-Jährigen und 94,1 % bei den 3 bis unter 6-Jährigen. Bundesweite betrug die Quote 32,7 % bei den unter 3-Jährigen und 93,6 % bei den 3 bis unter 6-Jährigen.

3.     Die Anzahl des Personals in Kindertageseinrichtungen ist gestiegen

Im Betrachtungszeitraum 2010 bis 2016 stieg die Anzahl des pädagogischen Personals um 192 Beschäftigte auf 1.405 an (+15,8 %).

4.     Sprachtherapiebedarfe im Burgenlandkreis höher als im Landesdurchschnitt

Der Anteil der Kinder mit Sprachtherapiebedarfen war zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchung im Jahr 2016 im Burgenlandkreis relativ hoch. Im Burgenlandkreis hatten 2016 rund 30 % der zur Schuleingangsuntersuchung vorgestellten Kinder Therapiebedarfe im Bereich Sprache. Landesweit war der Anteil mit etwa 23 % deutlich geringer.

5.     Steigende Schülerzahlen im Burgenlandkreis

Die Anzahl der Schüler steigt seit dem Schuljahr 2010/11. Der Gewinn von da an bis zum Schuljahr 2016/17 betrug rund 1.400 Schüler bzw. +10,7 %. Auch zukünftig soll sich die Bevölkerung im schulpflichtigen Alter (6 bis unter 19 Jahren) voraussichtlich weiterhin erhöhen. Laut Prognosedaten des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt ist (ausgehend von 2015) bis zum Jahr 2022 mit einen leichten Anstieg um 3,8 % zu rechnen. Der Anstieg der Schülerzahlen betraf bisher fast alle Schulformen. Lediglich an den Förderschulen war von 2010/11 bis 2016/17 ein Rückgang um rund ein Viertel auf 692 Schüler zu verzeichnen. Ein Grund für den Rückgang der Schülerzahlen an Förderschulen ist die zunehmend inklusive Beschulung von Kindern mit Förderbedarf im Rahmen des Gemeinsamen Unterrichts. 2016/17 besuchten rund 32 % der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf den Gemeinsamen Unterricht, 2010/11 waren es noch rund 17 %. Differenziert nach Förderschwerpunkten gibt es hier jedoch zum Teil große Unterschiede, die im Bericht dargestellt sind.

6.     Mehr Absolventen mit Allgemeiner Hochschulreife

Der Anteil der Absolventen mit Allgemeiner Hochschulreife war im Burgenlandkreis Ende des Schuljahres 2015/16 mit 32,8 % etwa höher als im Landesdurchschnitt (30,0 %). Eine ähnliche Tendenz ist für die vorangegangenen Schuljahre zu beobachten.  

7.     Weniger Schüler ohne Abschluss

Der Anteil der Schüler ohne Hauptschulabschluss lag Ende des Schuljahres 2015/16 bei 8,9 % und damit unter dem Vorjahreswert (12,3 %) sowie dem Landesdurchschnitt (9,8 %). Zu beachten ist, dass hier auch Schüler mit Abschlusszeugnis der Förderschulen für Lern- bzw. Geistigbehinderte berücksichtigt wurden und die Mehrheit der Schüler ohne mindestens Hauptschulabschluss von Förderschulen kam (2015/16: ~67%).

8.     Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt

Es gab 156 mehr gemeldete Ausbildungsstellen (1.130) als gemeldete Bewerber (974). Die Anzahl der gemeldeten Ausbildungsstellen steigt seit 2010/11, hingegen die Anzahl der gemeldeten Bewerber seit 2012/13 rückläufig ist (von 2012/13 bis 2015/16 ging die Zahl der gemeldeten Bewerber um 283 bzw. 23 % zurück; die Zahl der Ausbildungsstellen stieg im gleichen Zeitraum um 192 bzw. 20%). 102 Ausbildungsstellen blieben unbesetzt (seit 2013/14 mit steigender Tendenz).


Hintergrund:

Der Bildungsbericht entstand im Rahmen des Bundesprogramms „Bildung integriert“. Durch dieses werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds deutschlandweit Kommunen bei dem Aufbau eines datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements unterstützt. Ziel von Bildung integriert ist es nachhaltige Kooperationsstrukturen zwischen den Bildungsakteuren zu etablieren und eine aufeinander abgestimmte Bildungslandschaft zu schaffen.  

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