Arbeit von morgen – Bildung von heute

gefördert über die Richtlinie „Demografie – Wandel gestalten“ des Landes Sachsen-Anhalt sowie den Burgenlandkreis

Es war ein Abend, der zu Denken gab. In der passenden Atmosphäre der Berufsbildenden Schulen in Weißenfels gestaltete die Beraterin, Autorin und Vortragsrednerin Dr. Anja C. Wagner am 29. September einen Abend zum Thema „Arbeit von morgen – Bildung von heute“. Es ging um die ganz großen Fragen: Wie wird sich die Arbeitswelt verändern? Welche Bildung brauchen wir im 21. Jahrhundert? Welche Kompetenzen sind weiterhin gefragt – und welche nicht?

 

Anja Wagner räumte in ihrem rasanten Vortrag mit der Illusion auf, dass alles so bleiben kann wie es ist. Ihre Thesen: Die Digitalisierung, aber auch zunehmende Umweltprobleme wie der Klimawandel werden die Welt, wie wir sie kennen radikal verändern. Schon heute können viele Berufe zumindest teilweise durch Maschinen ersetzt werden – ein Trend, der sich in den nächsten Jahrzehnten beschleunigen wird. Und auch in Branchen wie der IT-Branche, die sich als die Gewinner sehen, ist der Wandel die Norm, ist das angesammelte Wissen von gestern vielleicht morgen schon überholt.

 

„Die sozialen Kompetenzen sind entscheidend!“, betont deshalb Anja Wagner. Bisher werden die sogenannten „Soft Skills“ wie Kreativität, Teamfähigkeit, Zielstrebigkeit oder Lernbereitschaft selten gezielt gefördert. Aber sie entscheiden, ob es Menschen schaffen, sich dem Wandel immer wieder neu anzupassen. Zusätzlich braucht es auch gesellschaftlich eine echte Kultur des lebenslangen Lernens, wie Anja Wagner erklärt. Bisher ist nach der Ausbildung oder dem Studium oft erst einmal Schluss mit Lernen – von wenigen Fortbildungen abgesehen. Nötig wäre dagegen ein ständiger Prozess, in dem sich größere Weiterbildungen mit kurzen, für die jeweilige Situation passenden Lerneinheiten abwechseln.

 

Wenn Anja Wagner mit großem Nachdruck von der Notwendigkeit des stetigen Lernens spricht mag manchem angst und bange werden – schließlich klingt Lernen für viele wohl eher nach Frust als nach Lust, nach Prüfungen und Noten statt nach Selbstverwirklichung und Freude.

Lernen muss interessengeleitet und für jeden Menschen passgenau stattfinden, betont die Referentin deshalb. Nur mit Eigenmotivation und der Möglichkeit, sich individuell die Fähigkeiten anzueignen, die man benötigt, können deutliche Lernerfolge erzielt werden. Eine Forderung, die sich von der Realität in deutschen Klassenzimmern und Hörsälen wohl oft noch deutlich unterscheidet.

Als Beispiel für zeitgemäßes Lernen verweist Anja Wagner auf das Konzept der sogenannten „Maker Spaces“ – offene, für Jeden zugängliche Räume in denen gemeinsam Dinge ausprobiert werden können. Je nach Konzept sind 3D-Drucker, Maschinen und Laptops vorhanden. Aber auch das Internet bietet einen riesigen Fundus an Möglichkeiten, sich neues Wissen und neue Fähigkeiten anzueignen.

 

Und wo entstehen nun die Arbeitsplätze der Zukunft? Für Anja Wagner ist klar: Große Industrieansiedlungen sind es eher nicht. Denn mit der zunehmenden Automatisierung werden in den riesigen Hallen nur noch wenige Menschen gebraucht. Das bedeutet aber auch, dass viel mehr Menschen selbst zu Unternehmern werden müssen – um dann zwei, drei, zehn oder 50 Menschen Arbeit zu bieten.

 

Am Ende eines spannenden Vortrages zieht Anja Wagner ein klares Fazit: „Das 21. Jahrhundert wird das große Bildungsjahrhundert sein. Und das nächste Jahrzehnt ein Bildungsjahrzehnt in Lichtgeschwindigkeit.“

 

In der Berufsbildenden Schule und im Internet wird im Anschluss an die hybride Veranstaltung noch angeregt diskutiert. Eines ist an diesem Abend sehr klar geworden: Es liegt viel Arbeit vor uns.

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